LEINSAMEN

GESUNDHEIT

Laut Überlieferungen wusste man bereits im antiken Ägypten, wie wertvoll Leinsamen sind und nutzte sie sowohl als Nahrungs- wie auch als Heilmittel. Im Mittelalter empfahl z. B. Hildegard von Bingen die Samen für zahlreiche äußerliche Anwendungen, es wurden Umschläge aus Leinsamenbrei zubereitet und Salben aus Leinöl hergestellt. Mahatma Gandhi sagte sinngemäß: „Wo Leinsamen ein regelmäßiger Bestandteil der Nahrung sind, wird es eine bessere Gesundheit geben.“

Was die Leinsamen so besonders macht, sind die in ihnen enthaltenen Schleimstoffe. Diese sitzen in der Samenschale und quellen unter Wasseraufnahme auf, sie bilden dabei eine geleeartige Masse, die dem Schleim der Magenschleimhaut ähnlich ist.

Leinsamen sind heilsam bei Verstopfung, die gequollenen Samen vergrößern den Darminhalt, machen ihn weich und gleitfähig und erleichtern so den Stuhlgang. Sie helfen aber auch bei Durchfall, denn der Schleim beruhigt die gereizte Darmwand und die Darmschleimhaut kann abheilen. Ebenso hilfreich sind die Samen bei einer allgemein gestörten Darmflora, leichten Magenschleimhautentzündungen und Blähungen. Fäulnis- und Gärungsprozesse werden normalisiert und die Darmbakterien regeneriert.

Anwendungsmöglichkeit:
Einen Esslöffel Leinsamen grob mit einem Mörser oder Blitzhacker schroten. Den Schrot mit reichlich lauwarmem Wasser übergießen und etwa 20 Minuten quellen lassen. Diese Zubereitung morgens und abends konsumieren, dazu über den Tag verteilt reichlich Wasser oder Tee trinken. Dies kann mehrere Wochen durchgeführt werden. Die Leinsamen können auch ganz (nicht geschrotet) angesetzt und konsumiert werden. Die darmheilsame Wirkung ist gleichermaßen vorhanden, allerdings werden die Samen hier unverdaut wieder ausgeschieden und alle anderen wertvollen Inhaltsstoffe kommen nicht zum Tragen.

ACHTUNG: Eine Leinsamenkur kann keinen Arzt ersetzen! Bei drohendem Darmverschluss darf diese nicht angewendet werden!

Inhaltsstoffe:
Neben den Schleimstoffen beinhalten Leinsamen beachtliche Mengen an Ballaststoffen, Eiweiß, Mineralstoffen und Spurenelementen. Erwähnenswert sind der hohe Kupfergehalt sowie wertvolle Omega-3-Fettsäuren.

Das ausgesprochen wertvolle, kalt gepresste Leinöl enthält bis zu 60 % Omega-3-Fettsäuren. Diese sind für uns unentbehrlich und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Neben fettem Fisch, der wahrscheinlich von den meisten nicht so oft konsumiert wird, ist Leinöl unsere wertvollste Quelle! Diese Fettsäuren setzen entzündungshemmende Stoffe frei und sollen bei Krankheiten wie Darmbeschwerden, Rheuma oder Neurodermitis unterstützend wirken. Ein Esslöffel Leinöl täglich auf nüchternen Magen ist durchaus empfehlenswert. Die im Leinöl enthaltenen wertvollen Inhaltsstoffe sind hitzeempfindlich, das Öl sollte also nur kalt verwendet werden. Es ist im Kühlschrank zu lagern, da es leicht ranzig wird.

LEINSAMEN IN DER KÜCHE

Leinsamen, Leinsamenschrot, Leinmehl (aus Leinsamenpresskuchen) und Leinöl werden leicht ranzig, Die Vorräte sollten sich also auf kleine Mengen beschränken. Die Samen und das Mehl müssen kühl und dunkel gelagert werden. Im Kühlschrank aufbewahrtes Leinöl ist etwa 2 Monate haltbar. Ich kaufe immer nur ganze Leinsamen in Bioqualität, denn Leinsamenschrot ist am wertvollsten, wenn er frisch geschrotet wird.
Leinsamen und Leinsamenprodukte lassen sich mühelos täglich in unsere Ernährung einbauen, sie werten Brotaufstriche, Speisentoppings, Müsli und Backwaren auf und dienen als bindende Zutat in Laibchen, Knödeln, glutenfreien Backwaren, Saucen etc.
Leinsamen sind ein perfekter Ei-Ersatz für Veganer. Für ein sogenanntes „Leinsamenei“ 1 EL Leinsamenschrot mit 2 ½ EL Wasser verrühren, diese Mischung 15 Minuten quellen lassen.
An dieser Stelle möchte ich kurz zum Thema Pflanzendrink anmerken: Auch aus Leinsamen lässt sich dieser herstellen, aber es erscheint mir kontraproduktiv, die wertvollen Samen abzuseihen. Ich gebe stattdessen für „Leindrinks“ Leinmehl in Smoothies und Shakes. Und die wertvollen Samen verwende ich für vielerlei andere Rezepte.

Verwendungstipps:
• 4 frische Bratkartoffeln mit Sauerrahm und ein bisschen Leinöl als „Topping“
• 4 Energiedrink: 1 EL Leinmehl, Acidophilusmilch und Mineralwasser
• 4 Energiedrink-Variante: 1 EL Leinmehl, Apfelsaft und Sojadrink

Anmerkung der Autorin:
Es gibt immer wieder Stimmen, die vor dem Blausäuregehalt der Leinsamen warnen. Dieser ist jedoch tatsächlich sehr gering und man müsste schon große Mengen des rohen Samens konsumieren, um sich zu schaden. Laut Studien können ab einem Alter von etwa 13 Jahren täglich 20 g (= etwa 2 EL) ohne Bedenken roh konsumiert werden. Leinsamen, die in Backwaren oder Gerichten erhitzt wurden, sind sowieso unbedenklich.

Aus dem Buch:

Cover des Buches 'Heimische Nüsse & Samen' mit verschiedenen Nuss- und Samensorten jeweils in einem Schälchen auf grauem Hintergrund

ISBN 978-3-7020-2288-4
Karin Sidak
HEIMISCHE NÜSSE UND SAMEN
Wertvolles Superfood – Außergewöhnliche Rezepte
208 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 18,5 x 25 cm, Hardcover
€ 26,00

Sie sind schmackhaft, gesund und enthalten wertvolle Inhaltsstoffe: Walnüsse und Haselnüsse, Kastanien, Sonnenblumenkerne, Mohn-, Hanf- und Leinsamen, Kürbiskerne und Mandeln bereichern unsere tägliche Ernährung in jeder Hinsicht. Über 80 Rezepte für Drinks und cremiges Mus, Aufstriche, Pestos, Snacks, Gebäck, Suppen, vegetarische Hauptspeisen und verfeinerte Fleischgerichte sowie für Kuchen und Desserts beinhaltet dieses Buch ebenso wie Informationen über Anbau und Gesundheit der einzelnen Pflanzen sowie regionale Bezugsquellen.