JAGDBEKLEIDUNG
Ob bei der Pirsch, auf dem Hochsitz oder bei der Drückjagd – die richtige Bekleidung ist entscheidend. Wetterfeste, geräuscharme und gut getarnte Kleidung schützt nicht nur vor Wind und Wetter, sondern sorgt auch für unauffällige Bewegungen im Revier. Funktionale Schichten, robuste Stiefel, Tarnmuster und atmungsaktive Materialien bieten höchsten Tragekomfort – bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit.
ALLGEMEINES ZUR KLEIDUNG & ZUM SCHUHWERK
Wer jetzt erwartet, dass „DIE“ Empfehlung für genau „DAS EINE“ Produkt kommt, wird enttäuscht werden. Nichts im Leben ist individueller als die Auswahl der Kleidung. Deshalb möchte ich zunächst einen groben Überblick geben, was unbedingt sein muss und später verschiedenste Verbesserungsvorschläge“ und andere praktische Tipps die Jagdkleidung betreffend anführen.
Sich den Jahreszeiten entsprechend kleiden
Ich teile meine Jagdbekleidung grob in Sommer- und Winterkleidung auf und verwahre die nicht benötigte Kleidung in einem Seesack auf, sodass sie bis zum nächsten Einsatz in einem halben Jahr nicht verstaubt.
Sommer
• dünne Jagdkleidung mit langen Ärmeln
• stabiles Schuhwerk
• Kopfbedeckung nach Wunsch (Hut oder Kappe)
• Sommerkleidung je nach Witterung oder Wind „aufrüsten“
Winter
• Funktionsunterwäsche dünn und dick (erst die Socken anziehen, dann die lange Unterhose; so rutschen die Socken nicht so leicht beim Gehen), Feuchtigkeitsableitende Wäsche direkt auf der Haut, dann die wärmende Schicht Unterwäsche.
• Jagdhose, wenn möglich aus Loden oder mit Winterfutter
• Pullover, darüber Fleecejacke (evtl. mit dünner Kapuze)
• Überhose/Kälteschutzhose; Hosenträger hinten und vorne über Kreuz
• Winterstiefel/Gummistiefel mit Neoprenfutter (Gummistiefel hinterlassen meiner Erfahrung nach die geringste Geruchssignatur)
• Jagdjacke aus Faserpelz oder Loden, zusätzliche Kälteschutzjacke oder Mantel
• dunkle Fingerhandschuhe und/oder Fäustlinge
• Wollschal, Schlauchschal, Sturmhaube oder Shemagh („Palästinenser-Tuch“)
• warme Mütze mit Ohrenklappen und Mützenschild
ALTERNATIVEN ZU „KLASSISCHER“ JAGDKLEIDUNG
Es gibt äußerst funktionale und modisch geschnittene Jagdbekleidung in einfach brauner oder olivgrüner Farbe oder mit Tarnmustern, mit Klima- und Geruchsstopper-Membran, mit oder ohne Kniepolster oder Warnfarbe, wasserdicht und atmungsaktiv, aber auch nicht unbedingt günstig. Andererseits spielt – besonders bei Jungjägern – der Geldbeutel eine große Rolle. So wird der durch Jagdkurs und durch die Erstanschaffung der Waffen und Zieloptik finanziell geschröpfte Jagdneuling wahrscheinlich auf den Surplus-Handel (Handel mit neuer oder gebrauchter Militärkleidung und -Ausrüstung) zurückgreifen und sich (gebrauchte) Militärkleidung kaufen. Wenn ich an meine Jungjägerzeit denke, war das genau so! „Für den Wald tut’s das schon noch!“ Was habe ich mich geärgert, als ich mir als Jungjäger eine zivile und definitiv nicht gerade günstige Jagdhose gekauft und diese beim ersten Arbeitseinsatz an einem rostigen Nagel eingerissen habe … so war für mich der künftige Bekleidungsweg vorgegeben: Bundeswehrklamotten für die Arbeit und Individualjagd, „modischere“ Jagdkleidung für die Gesellschaftsjagd.
Im deutschsprachigen Raum ist es meiner Erfahrung nach durchaus so, dass aus der bäuerlichen Jagdkultur heraus ältere Trachtenjacken und -hosen sowie Lodenmäntel oder Walkjanker aufgetragen werden. Scheuen Sie sich nicht, auch die „Krachlederne“ auszuführen, wenn es üblich und sinnvoll ist. Wer aber wie ich in einem Zecken-Risikogebiet jagt, wird auch im Sommer eine lange Hose bevorzugen.
Militärkleidung hat gute Qualität
In den 1990er Jahren erfolgte bei der deutschen Bundeswehr die Umstellung von „Steingrau-oliv“ auf „Flecktarn“, sodass die olivgrüne Bekleidung im Militär-Gebrauchtwarenhandel billig zu erstehen war. Ebenso stellten etwa zu der Zeit andere Länder ihr Militär von „einfarbig“ auf „fleckig“ um, sodass selbst Hosen und Jacken in Lodenstoff günstig zu kaufen waren. Ich denke hier z. B. auch an die „Filzlaus“ der Bundeswehr oder die schwedische oder belgische Armee. Spätestens hier begann meine persönliche Zuneigung zu kratzigem Loden, besonders in der Übergangszeit und im Winter. Loden hält einfach ewig im Vergleich zu meiner anderen Jagdkleidung. Meine Jagd-Goretexjacke hat schon die eine oder andere Stelle, an der sich vom Lagerfeuer abspringende Glut durchgebrannt hat. Die Lodenbekleidung hat mehr Lagerfeuer-Einsätze hinter sich als alle anderen Sachen, aber sie hat noch kein einziges Loch. Die Membran in moderner Jagdkleidung unterliegt der Alterung und wird irgendwann einmal brüchig und durchlässig. Wenn Sie übermäßig auf Mode Wert legen, sind Sie nach ein paar Jahren wieder in der Beschaffung und müssen wieder viel Geld in die Hand nehmen.
TIPP:
Jagdkleidung muss zweckmäßig, lageangepasst, warm oder kühlend (je nach Temperatur und Jahreszeit), witterungsbeständig, robust und leise sein. Ziehen Sie an, worin Sie sich wohlfühlen, Sie sind auf der Jagd und nicht auf dem Laufsteg!
Surplus versus „Tracht“ – eine deutliche Klarstellung:
Nur weil häufiger der Blick in Richtung Militär-Gebrauchtwarenhandel gelenkt wird, heißt das nicht, dass Sie nur dort einkaufen sollen. Häufig kann man aber genau dort zu einem unschlagbar günstigen Preis Taschen, Werkzeug oder Kleinmaterial finden. Aber Sie sollen nicht in vollständiger „Uniform“ mit Koppelzeug den Eindruck bei Spaziergängern erwecken, als wären sie in einem Manövergebiet! Das trägt ein völlig falsches Bild in die Öffentlichkeit! Eine sinnvolle Kombination bildet die richtige Essenz.
Aus dem Buch:
ISBN 978-3-7020-2295-2
Stefan Straßer
JUNGJÄGER-RATGEBER – AUSRÜSTUNG
Von Kleidung über Waffen, Munition bis zu Werkzeug und Auto
Praktische Tipps und Anleitungen
192 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 16,5 x 22 cm, broschiert
€ 26,00
Ein umfangreiches Nachschlagewerk voller Tipps, Tricks und Anleitungen nicht nur für junge Jäger, in dem auch „alte Füchse“ wertvolle Anregungen finden werden. In diesem Band steht die Ausrüstung und ihre Optimierung im Mittelpunkt: Wärmequellen für den Winter, Imprägnierung der Kleidung, DIY-Mückenschutz, Erste-Hilfe-Hacks, handgefertigte Schießstöcke, Gewehrauflagen und Waffenschutz, die nötigen Werkzeuge und ihre Pflege, Tipps und Tricks zur Wartung und Aufbewahrung von Waffen & Munition, selbst hergestelltes praktisches Zubehör für das Auto u. v. m.