BARTFLECHTE

Volksnamen: Baumflechte, Baumbart, Baummoos

Beschreibung
Bartflechten (Usneaceae) gehören zur Gruppe der Strauchflechten und hängen meist als zarte Schleier an den Ästen der Bäume, daher auch der Beiname „Lametta der Bäume“. Vereinzelt findet man sie auch auf Totholz oder Felsen. Die Verbindung zum Substrat erfolgt mittels Haftscheibe oder Haftknopf.
Die Gruppe der Bartflechten umfasst eine Vielzahl von Arten, in unseren Breiten sind folgende Gattungen anzutreffen:
Usnea (Bartflechte im engeren Sinn)
Alectorici (Fadenflechte)
Bryoria (Fadenflechte)
Evernia (Pflaumenflechte)
Corniciilcirici (Hornflechte)
Thanmolia (Wurmflechte)
Letharici (Bandflechte)

Allen Bartflechten ist gemeinsam, dass sie ihren Wasserbedarf aus der Luftfeuchtigkeit decken können und daher bevorzugt in kühlen, feuchten und nebelreichen Wäldern vorkommen. Bei zu geringer Luftfeuchtigkeit trocknen sie rasch aus.

Vorkommen
In Lagen ab etwa 1.250 bis 1.700 Metern dominieren in Nadelwäldern die Bartflechten. Die Fäden der Bartflechten werden durch den Wind und den Schnee bewegt und bleiben an den Nadeln oder der rauen Borke hängen und bilden so ein zauberhaftes Netzwerk aus senkrecht bis waagrecht wachsenden Flechtenfäden.
Die Gattung Usnea ist leicht zu erkennen: Zieht man an einem Thallusfaden bzw. einen Thallusast etwas auseinander, reißen die Rinde und die Markschicht, der zugfeste Zentralstrang (Zentralachse) aber bleibt bestehen und ist als weiß gefärbter Faden sichtbar.
Die Bartflechte (Usnea barbata) hängt in Bergwäldern strauchartig an Zweigen und Baumstämmen von Laub- und Nadelbäumen. In der sauberen Luft höherer Lagen wird das Gewächs ungewöhnlich lang (bis zu einem Meter), Exemplare der Art Usnea longissima können sogar bis zu 5 Meter lang werden. Allerdings reagieren Bartflechten aufgrund der im Verhältnis zur Masse großen Oberfläche empfindlich auf Luftverschmutzung. So verringert sich der Wuchs bei zunehmender Schwefeldioxid-Belastung auf bis zu zehn Zentimeter oder sie ziehen sich vollständig zurück. Während vor einigen Jahrzehnten Bartflechten noch das Bild unserer Wälder prägten, sind sie nun aufgrund zunehmender Luftverschmutzung und klimatischer Änderungen in weiten Teilen Mitteleuropas bereits selten.

Drogenbezeichnung: Usnea barbata

Die Bartflechte wird innerlich wie äußerlich angewendet. Für die Herstellung von Naturheilmitteln wird das ganze Kraut verwendet, sei es nun als Tee, (Ur-)Tinktur, Extrakt oder Lutschpastillen. Die Zubereitung als Tee lindert Magen-Darm-Erkrankungen sowie Gallen-Beschwerden. Lutschpastillen mit Bartflechtenextrakt helfen gegen Mandel-, Hals- und Rachenentzündungen. Die in der Flechte enthaltenen Bitterstoffe legen sich wie ein Schutzfilm auf die Schleimhaut von Mund und Rachen, sodass die Entzündung wirkungsvoll behandelt wird. Präparate mit dem Extrakt der Bartflechte lassen sich für Umschläge und als Wundauflage verwenden. Äußerlich aufgetragen, desinfiziert der Extrakt offene Wunden und fördert den Wund-Heilungsprozess, die Bildung neuen Gewebes wird angeregt. Der Extrakt wirkt wegen seiner antimikrobiellen Wirkung desinfizierend und wird deshalb auch unterstützend bei Fußpilz, Furunkeln und Abszessen eingesetzt. Als Tinktur sorgt die Bartflechte auch dafür, dass im körpereigenen Fett gespeicherte Toxine (wie z. B. Schwermetalle und Pestizide) effizient ausgeleitet werden.

In der Kosmetik wurde der Bartflechtenextrakt wiederentdeckt und hat nun einen hohen Stellenwert. Hautschäden, wie Sonnenbrand, die durch eine zu starke Dosis UV-Licht verursacht wurden, können mit einem entsprechenden Bad oder einem Umschlag mit Bartflechtenextrakt deutlich gelindert oder sogar geheilt werden. Der Extrakt wirkt gegen Hautunreinheiten, Pickel, Akne und entzündliche Hautbeschwerden und dient allgemein als konservierende Komponente in Kosmetika. Außerdem ist die Bartflechte ein völlig natürliches Deodorant, das die Geruchsbildung hemmt. Trotz vieler positiver Eigenschaften gilt die Bartflechte als Pflanze mit einem relativ geringen Reizpotenzial, d. h., dass sie in der Regel sehr gut verträglich ist und keine nennenswerten Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Medikamenten bekannt sind. Positiv lässt sich zudem die geringe Allergiebereitschaft bewerten.

Inhaltsstoffe
Im Bartflechtenextrakt sind vorwiegend stabile, Schleim bildende Zuckerbausteine sowie bittere Flechtensäuren enthalten. Eine dieser Flechtensäuren ist die gegen verschiedene Arten von Bakterien und Pilzen (z. B. Mykobakterien, Streptococcus aureus und Staphylokokken) wirksame Usninsäure. Ebenfalls enthalten sind Gerbstoffe und Vitamin C. Da Vitamin C die Bindegewebsneubildung fördert und das Immunsystem stimuliert, ist die Bartflechte prädestiniert für Anwendungen auf oberflächlichen Wunden.

Aus dem Buch:

ISBN 978-3-7020-1788-0
Andrea Trippl
BARTFLECHTE, ISLÄNDISCH MOOS & CO.
Wundermittel der Natur
Mit großem Rezeptteil
128 Seiten, zahlr. Farbabb., 16,5 x 22 cm, Hardcover
€ 20,00

Das einzige Buch zum Thema! Bartflechte, Isländisches Moos und andere Flechtenarten können leicht selbst gesammelt oder einfach in Apotheken und Reformhäusern bzw. online erworben werden. Flechten wirken als natürliche Antibiotika, sie verlängern die Haltbarkeit von Kosmetika und Nahrungsmitteln und entfalten vielfältige gesundheitliche Wirkungen. Sogar die Krebsforschung hat Flechten als ideales Hilfsmittel entdeckt. Die zahlreichen Rezepte umfassen Heilmittel wie Hustenpastillen, verschiedene Kosmetika und Duftstoffe und sogar Nahrungsmittel, wie Moosschokolade.