ALLERHEILIGENSTRIEZEL – REZEPT
Die Zopfform des Allerheiligenstriezels hat seine Ursprünge wahrscheinlich in antiken Kulturen. Grausamerweise wurden im alten Ägypten und auch bei den Germanen die Witwen und Dienerinnen mit dem verstorbenen Mann begraben. Später reichte als Grabbeigabe der abgeschnittene Haarzopf der Witwen. Der alte Volksglaube besagte, dass Geflochtenes böse Geister abwehrt und gleichzeitig ein Symbol für Vereinigung und Beständigkeit sei. Der Zopf steht also für Glück und Unendlichkeit. Anstelle dieser realen Opfergabe trat schließlich ein Gebildbrot, das als Grabbeigabe diente. Früher wurde das Gebäck stellvertretend für die Verstorbenen an arme Mitmenschen verschenkt. Heute wird der zu einem Zopf geflochtene Striezel aus Germteig zu Allerheiligen zum Gedenken „aller Heiligen und aller Seelen“ gegessen und steht also für Tod und Leben zugleich.
ZUTATEN (für 3 oder 4 Striezel, je nach gewünschter Größe)
2 P. Germ
15 g Zucker
knapp 500 ml Milch
1 kg Mehl
150 g Butter
6 Eidotter
2 P. Vanillezucker
2 EL Rum
1 Ei zum Bestreichen
Hagelzucker zum Bestreuen (falls gewünscht)
ZUBEREITUNG
1. Die zerbröselte Germ mit dem Zucker und der lauwarmen Milch mit etwas vom Mehl in einer Schüssel verrühren, mit ein bisschen Mehl bestauben und das Dampfl ca. 20 Minuten gehen lassen.
2. In einer großen Schüssel das restliche Mehl mit dem aufgegangenen Dampfl, der zerlassenen Butter, den Eidottern, dem Vanillezucker und dem Rum vermengen und zu einem geschmeidigen Teig verkneten, bis sich der Teig von der Schüssel löst.
3. An einem warmen Ort gehen lassen, bis sich das Volumen des Teigs sichtbar vergrößert hat, den Teig noch einmal durchkneten und wiederum aufgehen lassen.
4. Den Teig in neun oder zwölf gleich große Stücke teilen (je nachdem, ob Sie drei oder vier Striezel machen wollen). Die Teigstücke zu Strängen rollen und daraus Dreier-Zöpfe flechten.
5. Diese noch einmal kurz rasten lassen und anschließend mit verquirltem Ei bestreichen.
6. Die Striezel im auf 180 °C vorgeheizten Backofen ca. 30 Minuten backen.
TIPP:
Je nach Geschmack kann jedem süßen Germteig zur Verfeinerung abgeriebene Bio-Zitronenschale, Anissamen und ausgekratztes Vanillemark einer Vanilleschote anstatt des Vanillezuckers beigefügt werden. Und natürlich sind ganz nach persönlichen Vorlieben Rosinen entweder geliebte Zutat oder absolut verpönt!
Aus dem Buch:
ISBN 978-3-7020-2080-4
BÄUERINNEN BACKEN TRADITIONELLES FESTGEBÄCK
144 Seiten, durchgehend farbig bebildert, 21 x 26,5 cm, Hardcover
€ 22,00
Zu vielerlei kirchlichen Festen und anderen Anlässen wurden und werden regional unterschiedliche Gebäckspezialitäten gebacken. Im Buch findet sich traditionelles Brauchtumsgebäck von Neujahr bis Silvester, von Ostern bis Weihnachten (z. B. Glücksschweinchen, Glöckler- und Faschingskrapfen, Osterpinzen, Weihbrot, Godenkipferln, Hochzeitskrapfen, Pfingststrudel, Pilger-Mohnzelten, Allerheiligenstriezel, weihnachtliches Früchtebrot, Uromas Honigbusserln, Butterstöri usw.) und moderne Kreationen wie Kindergeburtstagskuchen in Traktorform oder Muttertagstorte in Herzform.







© Matthias Schmiedberger