Das Fahrpferd

Das Fahrpferd aus der Sicht von Rainer Duen

In meiner Familie werden viele Fahrpferde ausgebildet, und im Laufe der Jahre sind wir zur Überzeugung gelangt, dass sich ein gutes Fahrpferd für den modernen FEI-Fahrsport nur wenig oder gar nicht von einem Dressurpferd oder Vielseitigkeitspferd unterscheiden sollte. Die Kriterien sind vor allem im Exterieur ähnlich; wir wünschen uns ein Pferd im leichten Rechteckformat, mit einer schönen Aufrichtung aus einer sehr guten Schulter, die bei etwa 45 oder 50 Grad Neigung liegen sollte. Die Schulter soll groß sein und mit dem Oberarm einen rund 90-grädigen Winkel einschließen das ergibt eine große Schulterfreiheit und damit einen raumgreifenden Trab. Ein korrekter Hals und ein leichtes Genick sind wichtig, damit die Beizäumung leicht fällt. Die Kruppe wollen wir leicht abfallend und lang sehen, das ergibt einen guten Schub. Der Rücken ist wichtig, denn wenn er schwingt, kommt auch der Antritt von hinten durch den ganzen Körper nach vorne. Viele der alten Fahrpferde aus den Anfängen des Sports waren flach in der Kruppe und fest im Rücken, bei hohem Hals. Deren Hinterhand blieb oft hinten hinaus und schwang nicht genug unter den Körper. Diesen Typ schätzen wir nicht mehr so sehr, denn die Anforderungen sind inzwischen hoch, auch in der Dressur.
Wichtig sind natürlich die Gänge, und da legen wir wiederum besonderen Wert auf den Schritt. Der Schritt und der Galopp müssen angeboren gut sein, denn da lässt sich nicht viel verbessern, und die beiden hängen auch zusammen. Der Schritt muss also viel Raumgriff haben, damit man am Turnier in den Schrittphasen keine Fehler hat. Der Galopp ergibt sich daraus, er soll eher rund und leicht zu setzen sein, dabei schön rhythmisch. Die Pferde sollten dabei viel Biss und Antritt zeigen, damit man in den verwinkelten Hindernissen schnelle Zeiten fahren kann. Der Trab ist sehr wichtig, er ist beim Fahrpferd quasi die Grundgangart. Daher muss er sehr schwungvoll sein, mit viel Schwebephase und sehr gutem Raumgriff. Im Prinzip sollen die Gänge an die eines guten Dressurpferdes herankommen.
Die Rasse ist eigentlich egal, wir persönlich machen z. B. gute Erfahrungen mit deutschen Sportpferden aus den nördlichen Bundesländern. Wir mögen blutbetonte Pferde, vor allem wegen ihres großen Leistungswillens.
Bei Zwei- und Vierspännern ist die Farbe auch ein Kriterium, daher bevorzugen wir einheitlich braune Pferde mit wenig auffallenden Abzeichen, die leichter zu einem Mehrspänner zusammenzustellen sind. Aber die Farbe ist letztlich eine Geschmackssache. Allerdings gilt hier besonders, dass sie einander im Typ, im Gang und im „Kopf“ ähnlich sein müssen. Fleißige Bewegungen mit ähnlichem Ablauf, gutes Temperament, Verträglichkeit und gleichmäßig hohes Leistungsvermögen sind im sportlichen Passgespann wichtig, denn es ist ja ein Team. Am wichtigsten ist uns daher immer, dass die Pferde einen grundehrlichen Charakter und viel Mut besitzen beides Eigenschaften, ohne die im großen Sport nicht auszukommen ist.

Einige typische Fahrpferderassen: Schweres Warmblut (Alt-Oldenburger); Traber und Orlow-Traber; Kladruber; Groninger (selten) und Gelderländer; Friese; Cleveland Bay; Hackney; deutsches Sportpferd allgemein; auch Haflinger, Fjordpferd, Welsh Cob.

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