Das „wilde“ Hochbeet – Anleitung zum Bauen und Bepflanzen
Das Vorurteil, dass heimische Wildblumen nur sehr unscheinbare Blüten mit wenig Zierwert hervorbringen können, ist weit verbreitet. Doch irrt sich gewaltig, wer bisher daran glaubte, dass die heimische Blütenwelt nicht auch mit außergewöhnlicher Schönheit und Ausstrahlung zu beeindrucken weiß.
Zwar besitzen viele Wildpflanzen eine eher dezente Erscheinung, doch gibt es auch unter den „Wilden“ im Gartenbeet viele ausgefallene Exemplare, die mit ihrem natürlichen Farbenspiel sowie interessantem Wuchs und Blühfreudigkeit die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auf den ungefüllten Blüten der Wildblumen fühlen sich viele Insekten eingeladen, hier Pollen und Nektar zu sammeln.
Vergleicht man gefüllte Zuchtsorten mit heimischen Wildblumen in Bezug auf die Anzahl ihrer Blütenbesucher, so fällt ein starkes Gefälle zu Ungunsten der Zierpflanzen auf. Hochgezüchtete Blütenpflanzen werden meist nur noch von sehr wenigen Insektenarten heimgesucht. Ihr Nutzen für den Natur- und Artenschutz ist damit ungleich geringer als der ihrer wilden Verwandten.
Wer daher wilde Schönheiten in seinem Garten kultivieren möchte, erhält weit mehr als lediglich bunt blühende, dekorative Blumenrabatten. Durch umfangreiche symbiotische Beziehungen, die Wildpflanzen mit anderen Pflanzen, Tieren sowie ihrer Umwelt ganz allgemein eingehen, sind auch vielfältige Beobachtungen an den Pflanzen möglich. Spannende Naturerlebnisse sind allen Wildpflanzengärtnern demnach garantiert.
Durch ihren besonders üppigen Wuchs im Verbund mit verschwenderischer Blütenfülle bereiten die unkomplizierten heimischen Gewächse auch dem Gartenneuling viel Freude.
Das Pflücken von kunterbunten Wildblumensträußen macht vor allem Kindern Spaß und regt die Pflanzen meist noch zur Blütenbildung an.
Werden die schönsten Wildpflanzen auf einem Hochbeet angebaut, wandern sie von dort aus meist durch den ganzen Garten und sind alsbald an den ungewöhnlichsten Orten zu finden.
In Bezug auf Wildblumen gilt: Wer eine einzige Wildblume sät, wird unzählige Blüten ernten!
Spezielle Erdmischungen für die wilden Schönen
Allzu „fette“ Böden verhindern meist die üppige Blütenfülle der wilden Schönheiten. Die meisten von ihnen mögen eher magere Böden, um besonders zahlreiche sowie ansehnliche Blüten hervorzubringen. Daher sieht die Füllung eines Wildblumenhochbeetes anders aus als die eines Gemüsehochbeetes.
Schon beim Befüllen sollte man daher an die Bedürfnisse der „Wildlinge“ denken. Deshalb wird weit weniger an kompostierbarem Nährmaterial, wie Küchen- und Gartenabfälle, eingefüllt und stattdessen Bauschutt, Schotter, jede Art von Gesteinen, Holzstrünke, Sand, Kies und vieles mehr verwendet. Die meisten Wildblumen werden sich darüber freuen.
Ein kleiner Anteil des Substrates sollte jedoch dennoch aus Kompost oder gehaltvoller Erde bestehen. Eine Mischung aus Lehm, Kompost und Sand oder Schotter hat sich sehr bewährt, um darauf Wildblumen anzusäen.
Die meisten und ansehnlichsten Wildblumen lieben außerdem einen durchlässigen Boden und verabscheuen Staunässe. In ein Hochbeet, auf dem sich Wildblumen wohlfühlen sollen, wird demnach zu einem Großteil steiniges Material eingefüllt, das auch für eine gute Drainage sorgt.
Ein derart aufgebautes Beet zeichnet sich durch sein relativ beständiges Beetinnenvolumen aus, sodass hier nur selten Substrat nachgefüllt werden muss. Dadurch wird es sehr viel einfacher, auch ausdauernde Stauden anzubauen, womit sich das Spektrum der Wildpflanzen-vielfalt deutlich erhöht. Eine wunderschöne Auswahl der interessantesten Arten unter den Wildblumen kann auf diese Weise den Weg in ein Hochbeet finden.
Durch das höhere Gewicht der Füllung im Inneren des Beetes muss allerdings auch mehr Wert auf die Stabilität des Rahmens gelegt werden, der zum Bau des Hochbeetes konstruiert wurde. Stabile Werkstoffe sind hier also vonnöten. Hierzu zählen Holzbohlen oder ausreichend dicke Bretter, Betonformsteine oder anderes schweres Steinmaterial, wozu Steine zum Mauern oder auch Granit- und Basaltpalisaden gehören.
Ausnahme Wildpflanzen für nahrhafte Standorte
Keine Regel ohne Ausnahme! Da wilde Blumen in der Natur beinahe jeden Standort besiedelt haben, gibt es natürlich auch hübsche Arten, die auf nährstoffreichen Böden gedeihen. Daher kann auf diese Pflanzen zurückgegriffen werden, wenn nicht extra ein magerer Standort auf dem Beet erzeugt werden soll oder kann und das Beet wechselweise auch für Gemüse, Kräuter oder andere Pflanzen genutzt wird.
Für ein Hochbeet jedoch völlig ungeeignet sind Wildpflanzen, die an moorigen, sumpfigen oder besonders feuchten Standorten vorkommen. Dennoch gilt auch hier wieder, dass es immer wieder Ausnahmen gibt und Pflanzen der Feuchtgebiete manchmal auch sehr tolerant gegenüber Zeiten der Trockenheit sind. Wichtig ist, das Beet regelmäßig zu wässern, sodass die Pflanzen niemals allzu lange durstig bleiben müssen.
Wichtig!
Soll das Wildblumenhochbeet zusätzlich oder wechselweise auch für Gemüse und Kräuter genutzt werden, sind ein- oder zweijährige Wildblumen für nährstoffreichere Standorte zu bevorzugen (siehe Liste „Fette Standorte“!).
Werden dennoch ausdauernde Wildstauden auf einem gemischt genutzten Hochbeet kultiviert, bekommen diese entweder bei einer Neuschichtung des Beetes einen neuen Platz im Garten, oder man pflanzt sie, nachdem die ganz normalen jährlichen Auffüllarbeiten am Hochbeet beendet sind, wieder neu dort ein.
Die schönsten Wildpflanzen für das Hochbeet
Magere Standorte:
Alant, Rauer Alant (Inula hirta) Staude!
Arnika, Bergwohlverleih (Arnica montana) Staude für saure Böden!
Astlose Graslilie (Anthericum liliago) Staude!
Blutstorchschnabel (Geranium sanguineum) Staude!
Diptam, Aschwurz (Dictamus albus) Giftpflanze!
Ehrenpreis, Ähriger Ehrenpreis, Ähriger Blauweiderich (Veronica spicata) Staude!
Färberkamille (Anthemis tinctoria) zweijährig!
Fetthenne, Große Fetthenne (Sedum maximum) Staude!
Glockenblume, Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia) mehrjährig!
Glockenblume, Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) mehrjährig!
Goldlack (Erysimum cheiri) zweijährig!
Grasnelke (Armeria ssp.) mehrjährig!
Hainveilchen (Viola riviniana) mehrjährig!
Heidenelke (Dianthus deltoides) Staude!
Heilziest (Stachys officinalis) Staude!
Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum) Staude!
Knöterich, Schneckenknöterich (Polygonium affine) Staude!
Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) Staude!
Lein, Gemeiner Flachs (Linum usitatissimum) einjährig!
Lein, Roter Lein (Linum grandiflorum) einjährig!
Leinkraut, Echtes Leinkraut (Linaria vulgaris) mehrjährig!
Margerite (Leucanthemum vulgare) mehrjährig!
Mauerpfeffer, Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) Staude!
Natternkopf, Blauer Heinrich (Echium vulgare) zweijährig!
Nelkenleimkraut (Silene armeria) einjährig!
Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium) mehrjährig und kalkliebend!
Orangerotes Habichtskraut (Hieracium aurantiacum) mehrjährig!
Pechnelke, Gewöhnliche Pechnelke (Lychnis viscaria) Staude!
Pfingstnelke (Dianthus gratianopolitans) Staude!
Taubenkropfleimkraut (Silene vulgaris) Staude!
Tripmadam (Sedum reflexum) Staude!
Violette Königskerze (Verbascum phoenicum) zweijährig!
Wimperperlgras (Melica ciliata) Staude!
Wolfsmilcharten (Euphorbia) meist mehrjährig!
Wollziest (Stachys byzantina) Staude!
Wundklee (Anthyllis vulneraria) mehrjährig!
Zittergras (Briza maxima) einjährig!
Zwergglockenblume (Campanula cochleariifolia) Staude!
Fette Standorte:
Ackerringelblume (Calendula arvensis) einjährig!
Ackerrittersporn (Consolida regalis) einjährig!
Ackerwachtelweizen (Melampyrum arvense) einjährig auf kalkhaltigen Böden!
Ackerwitwenblume (Knautia arvensis) mehrjährig!
Akelei (Aquilegia vulgaris) Staude!
Bergaster, Kalkaster (Aster amellus) Staude!
Doldenmilchstern (Ornithogalum umbellatum) ausdauernde Zwiebelpflanze!
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) Staude!
Frauenspiegel, Venusfrauenspiegel (Legousia speculum-veneris) einjährig!
Frühlingsadonisröschen (Adonis vernalis) Staude!
Gelber Fingerhut (Digitalis grandiflora) zweijährige Giftpflanze!
Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea) Staude! Schattig bis halbschattig!
Glockenblume, Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria) zweijährig!
Hornklee (Lotus corniculatus) mehrjährig!
Kalifornischer Mohn, Goldmohn, Schlafmützchen (Eschscholzia californica) einjährig!
Kamille (Matricaria recutita) einjährig!
Klatschmohn (Papaver rhoeas) einjährig!
Knäuelglockenblume (Campanula glomerata) mehrjährig!
Knöterich, Schneckenknöterich (Polygonium affine) Staude!
Kornblume (Centaurea cyanus) einjährig!
Kornrade (Agrostemma githago) einjährig!
Kriechender Günsel (Ajuga reptans) mehrjährig!
Malve, Wilde Malve, Käsepappel (Malva sylvestris) mehrjährig!
Moschusmalve (Malva moschata) Staude!
Pfennigkraut (Lysimachia nummularia) Staude!
Rispenflockenblume (Centaurea stoebe) Staude!
Seifenkraut (Saponaria officinalis) mehrjährig!
Saatwucherblume (Chrysanthemum segetum)
Skabiosenflockenblume (Centaurea scabiosa)
Sommeradonisröschen (Adonis aestivalis) einjährig!
Sterndolde, Große Sterndolde (Astrantia major) mehrjährig!
Traubenhyazinthe (Muscari ssp.) ausdauernde Zwiebelpflanze!
Waldziest (Stachys sylvatica) Staude!
Wegwarte, Zichorie (Cichorium intybus) Staude!
Wiesenglockenblume (Campanula patula) zweijährig!
Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense) Staude!
Wiesensalbei (Salvia pratensis) mehrjährig!
Aus dem Buch:
ISBN 978-3-7020-1351-6
Sofie Meys
DAS HOCHBEET
für Gemüse, Kräuter und Blumen
5. Auflage, 149 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, Hardcover
€ 22,00
Die Errichtung von Hochbeeten aus verschiedenen Materialien wie Holz, Stein oder Weidenruten werden ebenso detailliert beschrieben wie die unterschiedlichsten Bepflanzungsvarianten vom Gemüse- und Kräuterhochbeet über das mediterrane, das wilde und das Permakultur-Hochbeet bis zum Duftpflanzen- oder Kinder-Hochbeet …