Der Bär in Europa

Der Braunbär (Ursus arctos) überlebt in Europa nur noch in den Gebieten, in denen seine Lebensbedingungennicht zu nachhaltig verändert wurden. Aber auch dort, wo sich noch stabile undgesunde Bärenpopulationen befinden, ist es heute bereits notwendig, sich bezüglich ihresWeiterlebens Gedanken zu machen, da die rasche Entwicklung der menschlichen Zivilisationihre Zukunft gefährdet.
Ein grundsätzliches Anliegen dieses Buches ist das Nachzeichnen der Koexistenz vonMensch und Bär in Vergangenheit und Zukunft. Als Grundlage hierfür diente die reichlichvorhandene Literatur der slawischen Länder in Mittel- und Osteuropa (Slowakei, Russland,Polen, Tschechien), aber auch der außereuropäischen Teile der ehemaligen Sowjetunion, die überall in der slawischen Literatur Spuren hinterlassen hat. Der Schwerpunkt liegt jedochauf der einschlägigen slowakischen Literatur.
Die Sprachbarriere ist der Hauptgrund, warumviele wertvolle Erkenntnisse über Bären und ihr Verhalten aus dem eurasischen Raum fürdie westliche Welt nicht verfügbar sind (und waren). Ein Gutteil dieser Erkenntnisse wurdevon der Autorin hier zusammengetragen und mit neuesten wissenschaftlichen Ergebnissenüber Bären sowie mit eigenen Ergebnissen, die sie im Rahmen ihres Forschungsaufenthaltesin den slowakischen Karpaten seit 2006 gesammelt hat, verbunden. Michaela Skuban warbesonders an der Ernährung der Bären und ihrer Interaktion mit dem Menschen interessiert.Das Ergebnis dieser Arbeit ist eine interdisziplinäre Studie über die gemeinsame Koexistenz,die hier in einer allgemeinverständlichen Form, die nichtsdestoweniger wissenschaftlichenKriterien genügt, präsentiert wird.Die Beziehung Bär-Mensch hat einige weniger und einige sehr kritische Seiten. Wenn derBär weder dem Menschen noch seinem Besitz, domestizierten Tieren oder ökonomischenInteressen gefährlich wird, wird er weitgehend akzeptiert. Die Beziehung kann aber eskalieren,wenn wir Menschen uns in Bezug auf die Präsenz von Bären unangemessen verhalten.Dazu gehört unter anderem das Vordringen in die verbleibenden Bärenbiotope, wodurchdiese Tiere ungewollt in eine Ecke getrieben werden.
Dabei kann es zu körperlichen Übergriffenauf Menschen und Beschädigungen menschlichen Eigentums kommen, was in derVergangenheit in vielen Teilen Europas die vollkommene Ausrottung der Bären nach sichzog.Sind Bären nur für einige wenige Jahrzehnte in bestimmten Gebieten abwesend, ist dienatürliche Beziehung zwischen Mensch und Bär unterbrochen. Deshalb kommt es meistenszu unüberwindbaren Problemen, wenn Bären oder auch andere große Raubtiere nach einerZeit der Abwesenheit ihre ehemaligen Verbreitungsgebiete wiederbesiedeln. Wir Menschenkönnen sehr schnell die Toleranz im Hinblick auf diese Beutegreifer verlieren. Der Leser dieses Buches wird vor diesem Hintergrund sehr an den Beschreibungen von Attacken vonBären auf Menschen bzw. deren Gründen und Konsequenzen interessiert sein.
Obwohl diepotenzielle Gefahr einer Begegnung zwischen Mensch und Bär in freier Wildbahn nicht unterschätztwerden sollte, darf man aus den Tieren keine Bestien machen, da sie weder grundlosnoch aus Blutgier angreifen.Durch die Kenntnis von Konfliktsituationen, die dieses Buch versucht zu erklären, lassensich viele derartige Übergriffe vermeiden.
Obwohl jedes Jahr in der Slowakei zwischen zweiund sieben Bärenattacken verzeichnet werden, die in Ausnahmefällen sehr schwere Verletzungennach sich ziehen können, endete seit über 110 Jahren kein Angriff tödlich.Ein weiteres wichtiges Anliegen dieses Buches ist die Nachzeichnung der seit 140 Jahrenwährenden Bemühungen um den Bärenschutz in der Slowakei, deren Ergebnis die gesundeheutige Bärenpopulation ist.
Diese Population sieht sich nun seit einiger Zeit sehr negativer Beeinträchtigungen, wie etwa Habitatzerstörung und -fragmentierung, ausgesetzt, was unteranderem durch die von der EU subventionierte, rasche Entwicklung des Straßenausbaus forciertwird. Es werden meist keine Querungshilfen geplant, die zumindest einige Migrationskorridorevon Wildtieren sichern könnten.Überdies dringt der Mensch zu Erholungszwecken immer weiter in unberührte Naturvor etwa, um Waldbeeren und Pilze zu sammeln, beim Mountainbiking oder zu Jagdzwecken.Zudem bemerken wir hier in der Slowakei eine für die Bären sehr destruktive Propaganda,die ein verzerrtes Bild vom Bären zeichnet und nahezu rücksichtlos nur die Interessendes Menschen favorisiert.
Dieses Buch widmet sich im Weiteren den Bedingungen von Bären in menschlicher Obhut,der Rolle von Zoos und anderen Stationen; insbesondere, wenn es sich hierbei um Bärenaus dem Freiland handelt, die dort problematisch waren. Hier kommen natürlich die zahlenmäßigzunehmenden „Problembären“ mit ins Spiel.
Es ist wichtig, sie aus der Populationzu entfernen; man sollte aber auch die Gründe dieses relativ neuen Phänomens analysieren. Diese Bären haben einen negativen Einfluss auf andere Mitglieder in der Bärengemeinschaftund sind in den Augen der Menschen unerwünschte Ärgernisse. Eine solche Einstellungkann beispielsweise zu illegaler Jagd führen, da die verantwortlichen Stellen den Umgangmit „Problembären“ häufig nicht oder nur sehr ineffektiv lösen.
Alle hier veröffentlichten Bären-Fotografien, soweit nicht anders vermerkt, stammen ausder slowakischen Wildbahn und dürften damit einen exklusiven Charakter haben. Nur inAusnahmefällen wurde mit Beköderung fotografiert (Fotofalle, Wildfutterplätze).
ISBN: 978-3-7020-1327-1
Die Autorin: Michaela Skuban
Dem Braunbären auf der Spur
Lebensweise, Geschichte, Mythos
320 Seiten, ca. 150 S/W- und Farbabbildungen,Hardcover
Preis: € 32,90

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